Fokus auf Märkte statt auf die Politik

Martin Baart beim Solarkunden Vision Plaza.

Die deutsche Solarbranche hat es nicht leicht, zumindest wenn man einigen Prominenten Vertretern Gehör schenkt. Dumping Preise aus China, fehlender politischer Schutz und die Kürzungen vieler Einspeisetariffe, auch wenn mittlerweile schon seit Jahren etabliert, seien die Gründe für den Absturz einiger einst sehr erfolgreicher Unternehmen. Doch ist das wirklich so?

Anfang Mai meldete die deutsche Solarworld Insolvenz an. Der Vorstand sei zur Überzeugung gelangt, dass es keine positive Prognose für die Gesellschaft gäbe, hauptsächlich argumentiert mit den Preisverwerfungen. Wenn man sich die Weltmarktpreise der Solarmodule anschaut, ist das wenig verwunderlich. Diese sind 2016 alleine um ca. 20 Prozent gesunken. Doch sind fallende Preise der Auslöser für die Pleite vieler ehemaliger Vorzeigeunternehmen, in denen Solarworld nur das jüngste Beispiel darstellt?

Warum hat keines der Unternehmen die Zeichen erkannt?

Man kann darüber diskutieren, ob die Zeichen erkannt wurden oder nicht. Ob es am internen Widerstand gescheitert ist, oder am Management, das dachte es kann auch zukünftig über erfolgreiche Lobbyarbeit dafür sorgen, dass sich die Marktstiuationen nicht verändert. Oder eben an der Tatsache, dass damals noch gute Marktbedingungen herrschten, im Geschäft so weiter machen zu können wie bisher. Die Geschwindigkeit des Zubaus von Produktionskapazitäten im Ausland jedoch, hätten frühe Indikatoren sein können zu erkennen, dass man schon in naher Zukunft nicht mehr konkurrenzfähig sein wird. Economies of scale – Basiswissen eines jeden BWL Studenten.

Aus heutiger Sicht erscheint einem das klar, aber damals wie heute ist es wohl für Firmen herausfordernd mögliche Alternativen zu finden. Vom Modulhersteller zum Projektentwickler oder gar Betreiber zu transformieren, war für viele undenkbar. Allerdings gab es auch Firmen, die frühzeitig gesehen haben, dass der reine Produktverkauf, gerade im Bereich der Module, langfristig auf einen Preiskampf hinauslaufen wird. Und wenn klar war dass dies droht, dann schafften manche die Transformation nicht mehr, bevor Ihnen das Geld ausging. Erfolgreiche Beispiele sind hier die SMA AG, erfoglreicher Wechselrichter Hersteller, der mit der Sunbelt Energy GmbH ein Tochterunternehmen aufgebaut hat, dass die Projektentwicklung & das Management des Anlagenbaus mit voran treibt und so den Umsatz durch Produktverkäufe steigert und auch wichtiges Know-How aufbaut. Ein weiteres Beispiel ist D-Hybrid, dass sich aus der Insolvenz des Größhändlers Donauer heraus entwickelt hat und sich durch die Spezialisierung auf Hybrid Projekte eine erfolgreiche Marktposition zurück erarbeiten konnte. und sich durch die Spezialisierung auf Hybrid Projekte eine erfolgreiche Marktposition zurück erarbeiten konnte.

Wie kann die Solarbranche in Deutschland zukünftig wieder wachsen?

Eines ist jedoch klar: Mit Standard Produkten im Bereich der Solarenergie Geld zu verdienen, wird Aufgrund des hohen Preisdrucks aus Asien nicht einfacher werden. Für viele Unternehmen muss daher gelten, sich umzupositionieren. So kann mans ich auf etwaige Nichen konzentrieren, oder seine Wertschöpfungskette ausbauen, vom reinen Produktverkauf zum Dienstleister. Auch eine neue Ausrichtung in Richtung neuer Märkte erscheint sinnvoll. Hier gibt es inzwischen viele Regionen, in denen Solarenergie auch ohne Förderung ertragreich realisiert werden kann. Hohe Energiekosten und hohe spezifische Erträge pro installiertem kWp sind der Schlüssel zum Erfolg der Solartechnologie im Allgemeinen.

Solarfarm

Ausnutzung des echten Booms

So kommt es nicht überraschend, dass in der Sunbelt Region, also dem Sonnengürtel der Erde, im Moment eine wahre Goldgräber Stimmung herrscht: Die Bedingungen sind ideal um Projekte ohne Förderung umzusetzen und viele Firmen haben erste Schritte in die neuen Märkte gemacht. Sei es in Südamerika, Sub-Sahara Afrika oder Süd-Ost Asien.

Damit den deutschen Unternehmen nicht das gleiche Schicksal erneut widerfährt, was Ihnen in den Märkten der Einspeisetarife letztendlich passierte, sollte sich hier von Anfang an fokussiert werden. Auf Teile der Wertschöpfungskette, bei denen Know-How und spezifisches Wissen wertvoller ist, als preisgünstige Komponente.

Auf Geschäftsmodelle, die unabhängig von politischer Reguleirung sind, um so zu funktionieren, auch wenn es eine Änderung der potentiellen Fördermechanismen gibt. Und weg vom reinen Verkauf von Produkten oder Bau zu Anlagen zum langfristig tragbaren Geschäftsmodell, zum Beispiel dem Betrieb von Anlagen. Oder aber der Bereitstellung von Serviceleistungen.

Diese Modelle werden bei weiteren Preisrutschen auf der Komponentenseite zwar auch beeinflusst – allerdings zum positiven, nicht zum negativen.

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf energiezukunft.de veröffentlicht.